Dienstag, 31. Januar 2017

The first, the greatest, the utmost… whatever!


The first verse of the German national anthem is not to be quoted as it is considered to reflect Nazi ideas. Especially the line “Deutschland, Deutschland über alles, über alles in der Welt“ (literally: „Germany, Germany above everything in the world“), has been banned.

When August Heinrich Hoffmann von Fallersleben texted these lines in 1841, he had a united German nation in mind that would stand above all the numerous small and minor states and princedoms that – not everytime in a friendly manner – co-existed on German grounds then. Hence, the initial meaning of the banned lines of the Lied der Deutschen cannot be compared to “America first”, the slogan of the current US President.

Although, during the Nazi regime in Germany in the first half of the last century, the Nazis abused this very line to claim Germany to stand above all nations in the world (as the words of the cited verse might implement), the initial intent of Hoffmann von Fallersleben is comparable to the ideas of the constitution of the United States: To unite several minor states under one flag to stand together as one nation.

That in mind, it is unbearable to see DJT using the phrase “America first!” in his campaign – and then winning the elections to the presidency. Of course, most of the electors have not participated in WW II. They have not seen the cruelties the Nazis had committed in Europe and on the African continent under the banner of “Deutschland, Deutschland über alles!”. Eat this: In Germany, it is forbidden to sing a misinterpreted line of our national anthem. In the US, you can win elections to the presidency with nationalistic slogans.

To those who hoped that DJT would smoothen after his inauguration as President of the United States: WAKE UP! Since at least the Executive Order on Immigration as of January 27, 2017, you should have become aware of his true intents behind “America first!”. DJT’s Counselor to the President, Kellyanne Conway, quoted at “Fox News Sunday” on January 29, 2017, that of approx. 350,000 air passengers who arrived on Saturday, January 28, only approx. 350 (in her understanding this would be about one per cent… - do I need to point out the lack of her mathematical skills?) were arrested temporarily before the individual case of each one of those 350 air passengers would be examined thoroughly in order to decide who would have to be deported afterwards.

Am I getting that in the right way? She talks about deportation of unwanted persons – based on an Executive Order which needs to be reviewed by US-American courts because not only individual persons, but Human and Civil Rights organizations as well as the recently installed Attorney General are unanimously of the opinion that this Executive Order violates applicable law and is a gross breach of fundamental rights.

But let’s get back to the use of the phrase “who would have to be deported”. Does this ring a bell anywhere? I found some comments on facebook under the link to the interview – very many of them with special respect to the person of the Counselor to the President, herself. One of the many, many posts there named her Kellyanne Goebbels (for those who do really not know what this means: Paul Joseph Goebbels has been Hitler’s head of propaganda of the Third Reich from 1930 until his suizide on May 1st, 1945).

The comparison seems likely, as DJT himself has been compared to Hitler as well several times before. By signing the Executive Order on Immigration last Friday, he has confirmed this theory very well. And Kellyanne Goebbels Conway makes every effort to meet his requirements and to remind the press and media not to criticize the precious President at all, by threatening those who are not acting in line with DJT’s (and therefore also her) ambitions (“We know all the headlines, we know all their names”).

If – by now – there are still people in this world saying to let him act and wait for the outcome: Be warned, because almost 90 years ago, there had been rumours about an Austrian postcards illustrator with black hair who aimed to breed a new blond German/Arian race ruling the world –by amongst other means annihilation of minor races and other unwanted persons.

DJT has been President of the United States for less than a fortnight by now – but he has already made an impression which is – aside from the comparison above – second to none.
@Kellyanne Conway: Should you ever become aware of this blog – don’t be scared: I am not a US-American citizen and I am not going to visit the United States during DJT’s presidency. Thank you very much!

Sonntag, 1. März 2015

Besuch der Nachbarn - Fluch oder Segen?


Roland Kaiser hat mal gesungen: „Es kann der frömmste nicht in Frieden leben, wenn ihm die schöne Nachbarn gefällt“. Ach ja, der alte Fuchs und Schwerenöter… Solange es nur ein schöner Nachbar wäre, der mir den Kopf verdreht, wäre irgendwie alles fein. 

Aber meine Nachbarn haben am (fast) vergangenen Wochenende meinen Kopf stark malträtiert, indem sie die Kinder ihrer Besucher den lieben langen Tag bis in die späten Abendstunden scheinbar ungezügelt über Tisch und Bänke haben springen lassen. Am Freitagabend war erst nach 23:00 Uhr Feierabend, gestern (Samstag) ging es am späten Vormittag los und zog sich den lieben langen Tag hin. 

Nun habe ich auch Kinder und die sind auch nicht immer still und leise. Aber dermaßen ununterbrochen herumgetollt haben die noch nicht. Abgesehen davon, dass die Sonne schien, als gäbe es kein morgen, an dem sie wieder strahlen dürfe. Es wäre also (eigentlich) kein Problem gewesen, die lieben Kleinen an die frische Luft zu befördern, damit sie sich da so richtig schön hätten austoben können. Zumal der Spielplatz direkt vor unserem Haus liegt und man vom Küchenfenster aus ungehinderte Sicht darauf hat, was dort so abgeht (wenn man als Erwachsener nicht die ganze Zeit direkt dabei sein kann oder will). 

Da ich einen Job habe, in dem ich einen klaren Kopf brauche, und die vergangenen Wochen sehr anstrengend waren, bin ich dann gestern gegen 17:00 Uhr hinunter gegangen und habe darum gebeten, dass der Lärm etwas eingeschränkt würde, da bei mir im Schrank von den Erschütterungen die Gläser klirrten und mir das Gedröhne auch sehr auf die Nerven ging. Unfassbar war für mich die Antwort: „Aber das sind Kinder, die müssen sich bewegen!“ So weit so richtig, Bewegung befürworte ich natürlich auch. Aber muss es bei strahlendem Sonnenschein denn wirklich in der Wohnung abgehen wie im Tollhaus? Das nächste Argument war, dass die Besucher beim Aufbau neuer Möbelstücke helfen und morgen (also am heutigen Sonntag) wieder abreisen würden. Schön und gut, aber ich hatte bisher weder am Freitagabend noch den gesamten Samstag über Gelegenheit, mal zur Ruhe zu kommen und mich zu erholen. Der Sonntag als – wenn überhaupt und für welche Zeitspanne war ja auch noch nicht klar zu dieser Zeit – einziger Tag der Ruhe ist mir dann aber doch etwas zu wenig. Doch welche Wahl hatte ich? 

Aus lauter Verzweiflung hatte ich am frühen Nachmittag bereits geraume Zeit in meiner Badewanne neben einer rumorenden Waschmaschine verbracht, um dem Gepoltere unter mir zu entgehen (außerdem hat das Gerumpel einer Waschmaschine auch positive Aspekte: meine Wäsche wird sauber, die Dauer des Lärms ist absehbar und auch die Abfolge der einzelnen Geräusche ist verhältnismäßig unaufgeregt).

Nun handelte es sich bei der Quelle des akustischen Gewaltpotentials um die Wohnung unter mir. Der Hinweis meiner Nachbarin, dass die Bewohner der Wohnung darunter die Geräusche sicherlich viel lauter hören würden und sich noch nicht beschwert hätten, kam dermaßen vorwurfsvoll, dass ich erst einmal durchatmen musste, bevor ich dann – meiner Meinung nach immer noch höflich, aber bestimmt – entgegnete, dass ich das nicht beurteilen könne und es mich auch nicht wirklich interessieren würde (es ging mir schließlich um die eindringliche Störung meines subjektiven Ruheempfindens!). Jetzt mal ehrlich: Wer macht denn in einem Haus mit zwölf Parteien zunächst eine Umfrage, wer sich möglicherweise von Geräuschen gestört fühlt, bevor er die Urheber der Störung darauf anspricht und um Abhilfe bittet? Ehrlich! 

Wenigstens war ich dann am Samstagabend verabredet zu einem gemütlichen amüsanten Abend bei einer Freundin. Leckeres Essen, Qualitätsgetränke und jede Menge interessanter Themen – manche davon zum Schreien komisch, andere beängstigend und manche einfach nur furchtbar – die ganze Palette des Lebens also. Der Abend dauerte bis tief in die Nacht und so konnte ich heute Vormittag sehr lange schlafen. 

In der Zwischenzeit hatte ich schon Tipps bekommen, dem Kinderlärm mit der Leistungsstärke meiner Stereoanlage entgegenzuwirken (AC/DC wurde einstimmig als qualifiziert und angemessen eingestuft). Fast hatte ich mich schon auf ein Frühstück, untermalt von Black Ice, gefreut… 
Keine Ahnung, von wem das ist... Aber es ist grandios!

Möglicherweise habe ich aber durch das lange Schlafen die Fortsetzung der geballten Ladung guter Laune in der Klimax der Verabschiedung verpasst, die sich vermutlich heute Morgen in der Wohnung unter mir abgespielt haben muss. Schließlich weist nichts mehr auf die fortdauernde Anwesenheit der Krawallbratzen hin, die mir die ersten zwei Drittel des Wochenendes zur veritablen Hölle gemacht hatten. Jedenfalls verläuft der heutige Tag in dermaßen entspannter und ruhiger, friedlicher Atmosphäre, dass ich endlich mal wieder zum Bloggen komme – so stelle ich mir das vor. 

Jetzt bin ich mal gespannt, wann die Besucher erneut für qualitativ fragwürdige Unterhaltung im Haus sorgen werden. Denn schließlich wusste man bereits 1991 nach einem Kinobesuch: „Manchmal kommen sie wieder“…

Mittwoch, 4. Februar 2015

Tanzende Japaner



Ich arbeite so gerne mit dem PC, dass es eine wahre Freude ist, morgens zur Arbeit zu fahren. Doch, ich liebe das Klackern der Tastatur und die (meist) unmittelbar sichtbare Reaktion darauf am Bildschirm.

Heute allerdings ist alles anders: Ich versuche, an ausgewählte Personen Emails zu schreiben. Nichts Besonderes – eigentlich! Und mit diesem letzten Wort („eigentlich“) sind wir eigentlich auch schon beim Kern des Problems angelangt. Denn heute scheint irgendwie gar nichts zu gehen. Outlook macht alles Mögliche, aber nicht das, was ich erwarte und schon mal gar nicht in der erwarteten Kürze der Zeit.

Wunder der Technik – gerne genutzt, um jede Menge Zeit zu sparen. Dieser Schuss geht heute gewaltig nach hinten los.

Ich stelle mir gerne vor, dass in dem grauen Kasten unter meinem Schreibtisch zwei kleine Japaner sitzen: einer heißt Eins und einer Null – die Binären sozusagen. Wenn sich Eins und Null pingpongmäßig die Bälle zuspielen, läuft alles wie am Schnürchen. Aber wehe, einen davon erwischt die Rüsselseuche oder so (schließlich können auch Computer von Viren befallen werden). Dann ist der zweite auch nicht mehr in der Lage, noch irgendwas zufriedenstellend zu reißen.

Heute jedenfalls scheint beide die kollektive Unlust gepackt zu haben. Wenn ich eine Datei aufrufen möchte, dann passiert eine ganze Weile … nichts. Nach quälend langer Zeit erscheint dann wenigstens der kreisende Ring (die Eieruhr früher hat mir besser gefallen), der mir zeigt, dass im Hintergrund zumindest irgendwas vor sich geht. Doch es dauert… 


Man könnte den Eindruck bekommen, Eins und Null gehen vom 12. Stock in den Keller (Gebäude ohne Aufzug), um sich in aller Ruhe umzusehen, wo denn überhaupt die Akte steht, in der sich das gewünschte Dokument befinden könnte. Je länger dieser Vorgang dauert, umso absurder werden meine Gedanken, die darum kreisen: Mittlerweile gehen Eins und Null nicht in den Keller, sondern sie tanzen Lilifee-mäßig leicht und fluffig die Treppen hinab, auf jeder Stufe einen Wiener Walzer in voller Länge mit seligem Lächeln auf den kleinen Gesichtern.

Solange die beiden noch lächeln können (und sei es auch nur in meinen Gedanken), scheint meine Gemütslage relativ entspannt. Weder Eins noch Null müssen um ihre Behausung fürchten während ihrer elend langen Abwesenheit: Der graue Kasten unter meinem Tisch wird nicht eine Flugreise aus dem Bürofenster auf den harten Belag des Gehwegs darunter antreten – solange ich noch die Illusion der fröhlichen Japaner aufrechthalten kann.  



Aber wer weiß, wie lange das noch so sein wird?

Donnerstag, 8. Januar 2015

Vergleichsweise unweise


Gestern, am 7. Januar 2015, wurde in Paris die Redaktion des Magazins Charlie Hebdo ermordet. Die Zeitschrift hatte in der Vergangenheit mehrfach Karikaturen und Beiträge veröffentlicht, durch die sich bestimmte Muslime gestört fühlten. Um es klar zu sagen: Radikale Fanatiker missbrauchten ihre Religion, um sich – ihrer Meinung nach – unliebsamer Personen zu entledigen. 

Heute tauchen in der deutschen Presse allerdings Meldungen auf, in denen diese Morde auf eine Stufe mit den Terroranschlägen des 11. September 2001 in New York gestellt werden („das ist unser 11. September“). 

Moment mal… 

Bislang deutet zwar alles darauf hin, dass die gestrigen Morde in Paris unter Bezugnahme auf die „Rache Allahs“ verübt wurden. Allerdings wurden damals in New York hunderte anonyme Personen getötet, um ein Zeichen des islamistischen Terrors zu setzen. Gestern in Paris jedoch wurden bestimmte Personen, nämlich Redakteure und Zeichner des Charlie Hebdo, gezielt getötet. Den Polizisten muss man dabei als „Kollateralschaden“ betrachten, da er sein Leben in Ausübung seines Dienstes verlor, als er das Redaktionsgebäude und die sich darin befindenden Personen zu schützen versuchte. Das klingt brutal, entspricht allerdings den Tatsachen: Er stand den Tätern im Weg und wurde deswegen beseitigt, auch wenn die eigentlich geplante Tat nicht ihm galt. 

Bei dem Verbrechen des 7. Januar 2015 handelt es sich nicht um einen „normalen“ Terroranschlag, sondern um MORDE! 

Entsetzlich bei solchen Geschehen ist auch die neue Unsitte, Videomitschnitte der Tat im Internet zu verbreiten. Leider gibt es immer (noch) viel zu viele Websurfer, die – aus welchen Gründen auch immer – diese Videos in Foren teilen und ihren Senf dazu geben. OK, dieser Blogeintrag ist auch nur „mein Senf dazu“, aber: Clips, die die Tötung von realen Menschen zeigen, sollten nicht in frei zugänglichen Foren geteilt werden. Abgesehen von Jugendschutzaspekten sollte bedacht werden, dass man damit – ich unterstelle mal unabsichtlich – die Propaganda der Tätergruppen unterstützt. Darüber hinaus gießen solche Videos, in denen z.B. religiöse Parolen zu hören sind, Wasser auf die Mühlen diverser Gruppierungen, welche wirklich jeden Anlass benutzen, um Fremdenfeindlichkeit auszuleben. 

„Ich würde lieber stehend sterben, als auf Knien zu leben.“

Ob Stéphane Charbonnier, alias Charb, 2012 ahnte, was ihm und seinen Kollegen widerfahren würde? Dass er regelmäßig aufs Schärfste kritisiert wurde und auch Morddrohungen bekam, war bereits seit Langem bekannt. Daher sollte das Gebäude ja auch von der Polizei geschützt werden. Dass dieser Schutz nicht funktionierte, ist mehr als bedauerlich – nicht zuletzt für den Polizisten, der wie die eigentlichen Zielpersonen des Anschlags auch, sterben musste. 

Um aber zum Ausgangspunkt meiner Gedanken zurück zu kommen: Ist es wirklich angebracht, Terroranschläge, Morde und ähnliche Abscheulichkeiten zu vergleichen? Braucht(e) Europa seinen eigenen 11. September, um mit den USA gleichzuziehen? Wo liegt da der Sinn? Ich verstehe es einfach nicht und stehe den Morden wie auch der Berichterstattung darüber nur noch fassungslos gegenüber. 
Leider kann Charb es nicht mehr zur Kenntnis nehmen, da die Welle der Sympathie und der Unterstützung zu spät kommt, aber: 

MOI AUSSI – JE SUIS CHARLIE!

Freitag, 5. Dezember 2014

Es ist bald wieder so weit

Wir befinden uns in der Adventszeit und warten mehr oder weniger geduldig auf Weihnachten. In vielen Küchen werden Plätzchen gebacken, mancher Frau/manchem Mann graut es vor dem ersten ernsthaften Versuch, eine Weihnachtsgans nebst angemessener Beilagen auf den Tisch zu bringen, Raumschmuck darf kitschig sein, ohne dass sich jemand darüber aufregen würde...

tierisch leckere Plätzchen!


Würden wir uns nicht dem Stress aussetzen, für die Lieben um uns herum nach kommerzieller Befriedigung ihrer Wünsche mittels Geschenkemarathon zu streben, könnte diese Zeit so wunderbar entspannt ablaufen: Im Kerzenschein eine Kanne Tee auf dem Stövchen, die Füße in eine warme Decke gekuschelt und in der Hand ein gutes Buch - so lässt sich mancher Abend ganz gemütlich verbringen. Aber nein, das darf nicht sein!

Der Terminterror ist in der Vorweihnachtszeit ganz besonders heftig: Da nicht alle Personen im Familien-, Freundes- und Bekanntenkreis untereinander kompatibel sind, muss man sich eben mehrmals auf den Weihnachtsmarkt begeben, um niemanden zu bevorzugen oder zu brüskieren. Geschenke wollen wohlüberlegt sein: Was ist angemessen, aber nicht zu offensichtlich im Wert berechnet? Schließlich möchte man weder als knauserig noch als verschwenderisch gelten. Auch möchte man seine Zuneigung zu einzelnen Personen besonders ausdrücken, wohingegen andere mit Alibigeschenken abgespeist werden. So ganz ohne Geschenk bei nahen Angehörigen aufzutauchen, wäre ein Affront.

Schließlich naht die Heilige Nacht und es wird Zeit für die Christen unter uns, doch mal wieder eine Kirche von innen zu sehen - und zwar nicht nur als touristischen Punkt, der im Bildungsurlaub abgehakt sein will, sondern um die Geburt des kleinen Jesus' zu feiern (und den Nachbarn zu zeigen, dass man sehr wohl gläubig ist und auch regelmäßig die Kirche besucht - selbst wenn sich das "regelmäßig" auf einmal jährlich herunterbrechen lässt).

Ich sag's mal gleich: Ich bin weder gläubig erzogen worden, noch kann ich wirklich alle Zweifel in mir ausräumen, um inbrünstig und voller gebotener Demut einem Gottesdienst zu folgen. Da meine Tochter allerdings einen katholischen Kindergarten besucht hatte und in dieser Zeit auch am "Weihnachtstheater" (Sie ahnen es: Das Kind meinte das Krippenspiel) teilnehmen wollte, habe ich vor ein paar Jahren an mehreren Weihnachten die katholische Kirche aufgesucht und am Kindergottesdienst teilgenommen.

Das war toll! Die Lieder, die gesungen wurden, waren fröhlich und die Melodien eingängig, so dass auch ich als blutiger Anfänger bei der zweiten Strophe schon aus vollem Halse mitsingen konnte. Das "Kindertheater" war zauberhaft. Nicht, dass alles perfekt abgelaufen wäre - aber genau die kleinen Patzer waren es, die jedes Krippenspiel zu einem einmaligen Erlebnis werden ließen.

Angeregt durch ein Erlebnis nach einem solchen Krippenspiel (welches der folgenden Ereignisse mir tatsächlich widerfahren ist, darf gerne geraten werden) habe ich mal ein paar Ideen zusammengetragen, wie man - wenn man sich denn traut - jeden noch so trockenen Gottesdienst zu einem Quell großer Heiterkeit werden lässt. Voilà:

Dinge, die Sie in einem Gottesdienst nicht tun sollten:

  1. Die dargebotene Hand des Banknachbarn, wenn sich alle ringsum „Frohe Weihnachten“ wünschen, lautstark mit den Worten „Ich kenne Sie nicht, ich sehe Sie heute zum ersten Mal!“ verweigern.  
  2. Die Lieder laut mitsingen und dabei den Text verändern („Schrille Nacht, peinliche Nacht. Alles flennt, einer lacht“).  
  3. In die Runde fragen, was es bei den anderen zum Festmahl geben wird.  
  4. Aus dem Bauchladen Eis und Schokolade anbieten.  
  5. Hineinstürmen (verspätet natürlich) und fragen, ob hier jemand ein Taxi bestellt hat.  
  6. Auf den Wunsch „Frohe Weihnachen“ mit der Frage antworten, ob man das auch ernst gemeint habe.  
  7. Den heiligen drei Königen den Willkommen verweigern mit dem Hinweis darauf, man habe nur für zwei gekocht.  
  8. Den Pfarrer mit Laserpointer lächerlich machen.
  9. Den Laptop mitnehmen und mit Lautsprecher Browsergames spielen. 
  10. Mit der Videokamera zwischen den Krippenspielkindern herumrobben, um die eigene Brut immer im Fokus und in Großaufnahme zu haben.  
  11. Als Hobbit, Superman oder Darth Vader verkleidet kommen und unbedingt dem Mann im langen Gewand da vorn zur Hand gehen wollen.
  12. Beim Empfangen des Leib Christi nachfragen, ob die Hostie auch koscher ist. 
  13. Sich lautstark über Geburtsabläufe diverser Kinder austauschen
  14. Lautstark darüber lamentieren, dass schon wieder ein Junge in der Krippe liegt.
In diesem Sinne wünsche ich eine besinnliche Zeit bis dahin und dann aber viel Vergnügen in der Kirche (vor allem, wenn dann das Kopfkino angeht).

Dienstag, 23. September 2014

Funkelnagelneui


In der F.A.Z.-Onlineausgabe steht es Schwarz auf weiß: Es wird (wieder) frisches Geld gedruckt. Allerdings scheint es sich dabei um eine neue Währung zu handeln.



Wir bekommen also einen neuen 10-Euiro-Schein. „Euiro“ – wo habe ich das nur schon mal gelesen? Ich kann mich nicht erinnern, welches Landes Währung das wohl sein könnte. Ich komm aber bestimmt noch drauf. Seltsam nur, dass dieser neue Schein optisch an das Facelift des 5-Euro-Scheins erinnert, der vor etwas über einem Jahr in Umlauf gegeben wurden.
Sollte es sich wirklich um unsere eigene Währung handeln? Woher kommt dann das „i“ in Euiro? Die F.A.Z. war es, die sich lange gegen die Umsetzung der neuen Rechtschreibregeln gewehrt hatte. Ob sie nun mit besonders gutem Beispiel vorangeht und ganz neue – also funkelnagelneuie – Rechtschreibvariationen am Leser testet, um diese dann im Duden niederschrieben zu lassen?

Möglich ist ja fiel – also viel. ßogah, dass ich jetzd föllick abkleite in die Tieven der neuien Rächdschrei. (gesprochen: Rächdschreipunkt). Willich dass wiaglich? Nayn, also zurüg:
Mitunter fällt es Lesern schwer zu unterscheiden zwischen einem harmlosen Tippfehler und einer regelkonformen „neuen“ Rechtschreibung. Allerdings stellt sich mir die Frage, warum wir immer noch von „neuer“ Rechtschreibung sprechen. Schließlich wurde diese im Jahr 1996, also mithin vor 18 Jahren, in Deutschland eingeführt (mit Änderungen in 2004 und 2006, was aber wiederum ebenfalls 10 bzw. 8 Jahre zurückliegt). Wie kann etwas 18jähriges noch „neu“ sein? [Sieht man mal von den jungen Menschen ab, die mit 18 die Bühne des Erwachsenenlebens betreten – als „neue Erwachsene“]

Nun könnte man einwenden (oder schreibt man nun richtigerweise „einwänden“?):


Ob neu, ob alt,
das lässt mich alles kalt.
Mit Blick auf unsre Welt
schreib ich, wie’s mir gefällt.


Bin ich froh, dass ich keine Noten mehr für Rechtschreibung erhalte. Ich habe zwar die Regelungen gelernt (um mit meinen Kindern auf der Höhe zu sein) und schreibe täglich mehrere Seiten (beruflich). Dennoch bin ich in Einzelfällen am Zweifeln, welche denn nun heuite – pardon: heute – die richtige Schreibweise ist.
Mein Lieblingsbeispiel für misslungene Rechtschreibreformregeln war im Bereich der Getrenntschreibung das Wort krebserregend bzw. dann die Worte Krebs erregend. Es macht ja schon einen Unterschied, ob man Schalentiere züchtet oder (bösartige) Tumore provoziert. Nach heftiger Diskussion geht seit 2006 der Trend wieder zur Zusammenschreibung.
Es sollte also wieder leichter werden, verständliche Texte zu schreiben – wenn da eben nicht diese fiesen Tippfehlerchen wären, die plötzlich eine neue Währung auf den Markt bringen.
In diesem Sinne: Halten Sie die Augen offen beim Lesen – es ist nicht alles so, wie es dem ersten Anschein nach aussieht.
 
P.S.: Gerade fällt mir ein, wo ich schon das Wort Euiro in dieser Schreibweise lesen konnte: einmal bei einem Zweitklässler und ein anderes Mal bei einem türkischen Taxifahrer, der die Quittung ganz besonders schön ausfüllen wollte.


Mittwoch, 10. September 2014

(Un-)Mensch bei Maischberger

- (m)eine TV-Kritik


Das Thema der gestrigen Sendung (23:00 Uhr im Ersten) war “Krieg um Kinder – wenn die Familie zerbricht”. Gäste waren Birgit Schrowange, die ihren Sohn alleine erzieht, Tobias Ritter, dessen italienische Ex-Frau die gemeinsamen Töchter zweimal entführte (das zweite Mal mithilfe eines professionellen internationalen Rings), Elvira Steffens, die sich nach Zoff mit dem Ex mittels einer richterlich verfügten Familientherapie (Cochemer Modell) bewusst wurde, dass die Kinder beide Eltern brauchen, wenn auch nicht als Paar, Julia Scherf, eine ehemalige Familienrichterin, Allegra Curtis, deren Eltern Tony Curtis und Christine Kaufmann sich gegenseitig die Kinder zeitweise streitig machten, und Detlef Bräuning, der stolz darauf ist, keinen Unterhalt zu zahlen. 


Die Geschichten der Damen und die kurzen Exkurse in die juristische Trennung zwischen Sorgerecht, Umgang und Unterhalt waren sehr interessant und ließen z.B. Allegra Curtis endlich mal als Mensch erscheinen. Hatte ich sie bislang nur als monströs operierte Tochter von TC und CK wahrgenommen, offenbarte sich eine Person, die unter der Trennung der Eltern stark gelitten hat und nun versucht, trotz Trennung vom Vater ihres Sohnes, ihrem Kind ähnliche Erfahrungen zu ersparen. Dass Birgit Schrowange keine schmutzige Wäsche in der Öffentlichkeit wäscht, weiß man ja. Insofern gab es von ihr nichts brandneues, sondern mehr oder weniger „nur“ den Hinweis, dass man sich als Paar gerne streiten darf, aber eben nicht vor dem Kind (und auch niemals (!) vor oder mit dem Kind schlecht über den anderen Elternteil reden soll. 


Das ist in der Praxis oft leichter gesagt als getan. Erst recht, wenn man von Tobias Ritter erfährt, dass seine italienische Frau die beiden Töchter mal eben mit in die italienische Heimat nimmt und sich keiner Schuld bewusst ist („Sind doch meine Kinder, ist mein Zuhause, was soll daran falsch sein?“). Hart wird’s, wenn er weiter berichtet, wie und wie lange er um die Kinder gekämpft hat. Wie er sie gesucht und schließlich auch gefunden und wieder nach Deutschland zurückgeholt hat. Tragisch, dass eine halbe Stunde ohne persönliche Aufsicht (die Bücherei ist direkt um die Ecke, was soll da passieren?) ausreichte, dass Profis im Auftrag der Mutter die Kinder erneut entführen. Allerdings geht die Reise dieses Mal nicht nach Italien, sondern quer durch Europa. Gott sei Dank wurden die Kinder erneut ausfindig gemacht und dem Vater zurückgebracht. Ende gut, alles gut? Wie es den Kindern in dieser spannungsgeladenen Atmosphäre geht, kann wohl niemand 100%ig beurteilen. Man kann nur hoffen, dass sie trotz allem ein gesundes Verhältnis zu beiden Eltern wieder entwickeln können. 


Die mir unbekannte Elvira Steffens beeindruckt mit ihrer Erzählung: Ungewollt schwanger und dann auch noch Zwillinge! Vom Kindesvater verletzt (was genau vorgefallen war, blieb im Dunkeln – schließlich wollte sie nicht in der Öffentlichkeit und damit „vor den Kindern schlecht über den Vater sprechen“) und dann dermaßen zornig, dass sie ihm die Kinder vorenthält. Sie verweigert und unterbindet jeglichen Kontakt, bis ein Familienrichter ihr eindringlich das Cochemer Modell ans Herz legt (wer mehr darüber erfahren möchte, sollte sich die Homepage des Arbeitskreises anschauen: http://www.ak-cochem.de/ , oder beim Jugendamt und/oder Jugendhilfeeinrichtungen nachfragen). Insgesamt habe es etwa sechs Jahre gedauert, bis sie ihrem Expartner wieder richtig vertrauen und ihm dann auch die Kinder vorbehaltlos anvertrauen konnte. Respekt! 


Zum Schluss – und wie ich finde leider viel zu spät – trat dann ein gewisser Detlef Bräuning ins Rampenlicht, der sich damit brüstete, noch nie Unterhalt für seine Kinder gezahlt zu haben und dieser Verpflichtung mangels Einsicht auch „im Leben nicht“ nachkommen würde. Zur Geschichte: Er hat mit seiner ehemaligen Lebensgefährtin zwei Kinder (um 2005 geboren), sie trennte sich von ihm und zog – nach Angabe des Herrn B. – 500 km weg. Herr B. sah damals keine Möglichkeit, diese 500 km zu überbrücken, um seine Kinder mehr oder weniger regelmäßig zu besuchen. War ihm wohl zu teuer und zu zeitintensiv – wie auch immer. Irgendwann müssen dann Unterhaltsforderungen gegen ihn eingegangen sein, da hat er sich nach Thailand abgesetzt, wo er – wie man in der MAZ sehen konnte – anscheinend in Saus und Braus lebte, während seine Ex von Hartz IV sich und die Kinder in Deutschland über Wasser halten musste. Irgendwann ist Herr B. wieder nach Deutschland gezogen, hat wohl auch vor ca. dreieinhalb Jahren mal seine Kinder in Augenschein genommen, konnte aber „keine Vatergefühle“ empfinden. „Das“, so betonte Herr B. im späteren Verlauf der Sendung, hieße jedoch nicht, dass er „die Kinder nicht lieben würde“. Appelle an sein Gewissen von den Damen der Runde wie auch von Herrn Ritter fruchteten nichts: Herr B. fühlte sich von seiner Ex, deren Anwältin und auch der damaligen Richterin massiv beleidigt und gedemütigt. Also sah er sich moralisch nicht verpflichtet, „dafür auch noch Geld zu zahlen“. 


Familienrichterin Scherf saß neben ihm und man konnte deutlich erkennen, wie unangenehm ihr das wohl sein musste. Sie drängte sich förmlich in die andere Ecke der gemeinsamen Sitzgelegenheit und blickte peinlich berührt in die andere Richtung. Nach Aufforderung durch die Moderatorin Maischberger versuchte Frau Scherf, Herrn B. zu verdeutlichen, dass das Sorgerecht, der Umgang und der Unterhalt voneinander getrennte Angelegenheiten sind, die man im Idealfall in einem Abwasch regeln könne, meist aber getrennt voneinander betrachten müsse, um in der jeweiligen Sache eine Einigung (oder einen richterlichen Beschluss) zu erzielen. Jegliche Ansprachen des Herrn B. durch die übrigen Teilnehmer der Runde – sei es ein Appell an Vatergefühle, an Verantwortung als Vater, an Verantwortung gegenüber dem Staat, der in der Zwischenzeit in die Unterhaltsverpflichtung eintritt – waren Perlen vor die Säue geworfen. Breit grinsend und extrem selbstgefällig saß da dieser Typ, der anderen Vätern durch einen selbst gegründeten Verein Tipps und Tricks gibt, wie sie sich um mögliche Unterhaltsverpflichtungen herumschummeln können. Da darf schon mal Lore Lorentz zitiert werden: 
„Meine Wut ist jung“. 
Mich plagt bei solcher Zurschaustellung vollkommener Gewissen- und Skrupellosigkeit immer die Frage, ob da nicht mal jemand vom Staat mit dem Unterhaltstitel am Studioausgang auf den Herrn B. (oder ähnliche Gestalten) warten kann, der gleich mal das fröhliche Pfänden beginnt oder eben „ersatzweise Haft“ in die Tat umsetzen kann. Mir ballt sich bei solchen Gelegenheiten dermaßen die Faust in der Tasche, dass noch jetzt, ca. zwölf Stunden nach der Sendung, das Gefühl eines – Achtung Wortspiel – HANDfesten Muskelkaters zu verspüren ist.